Vor vielen Jahren hätten zahlreiche Menschen im Rahmen einer Umfrage das ideale Familienbild folgendermaßen beschrieben: Mutter, Vater und die Kinder sitzen gemeinsam am Tisch, speisen und unterhalten sich über ihren Tagesablauf. Dieses Szenario ist heute nur noch in wenigen Haushalten in dieser Art vorzufinden.
Mit der Jahrtausendwende haben sich viele Gewohnheiten der modernen Gesellschaft verändert. Dazu gehört auch die Esskultur, welche man als eine Art Mittel zum Zweck bezeichnen könnte. Die untere und mittlere Schicht der Gesellschaft verbringt ihre Zeit meist nur noch am Wochenende mit dem Kochen. An Wochentagen werden Fertiggerichte serviert.
Essgewohnheiten werden unterschiedlicher
Das Essen in der Familie war früher eine Selbstverständlichkeit. Zwar gibt es Restaurants seit Jahrhunderten und Fast-Food-Ketten haben sich ebenfalls seit Langem in Deutschland etabliert, die breite Masse speiste bis vor Kurzem zu Hause.
Mit der Jahrtausendwende kamen viele Veränderungen. Die deutsche Gesellschaft scheint mehr Stress ausgesetzt zu sein: Der Chef verlangt mehr von seinen Angestellten, beide Ehepartner arbeiten und haben nur noch wenig Zeit für Hausarbeiten. Zudem wird immer mehr Flexibilität von Menschen verlangt – Überstunden sind genauso an der Tagesordnung wie das Erledigen der Arbeit zu Hause.
In diesem Mix findet sich das Smartphone und Internet wieder. Die ständige Konnektivität scheint Menschen selbst beim Essen heimzusuchen. Gespeist wird aus der Not, nicht zu verhungern. Das Smartphone lässt man dabei nicht aus der Hand, um bloß nicht ein neues Update zu verpassen.
Es ist wenig verwunderlich, dass eine solche Gesellschaft von Fertiggerichten begeistert ist. In nur fünf Minuten sind die Nudeln in Rahmsoße vom Nestlé Marktplatz servierbereit. Snacking und Convenience-Food nennt man das moderne Speisen. Zwischendurch gibt es ein Sandwich, gefolgt von einem Schokoriegel und dem genannten Instantnudelgericht in Rahmsoße. Abends wird in einigen Haushalten noch gekocht, wenn die Verbraucher nicht zu erschöpft sind. Ansonsten bleibt das Kochen eine exklusive Maßnahme für das Wochenende.
Jugendliches Essverhalten beeinflusst spätere Esskultur
Ein Grund für die veränderte Esskultur ist das neue Essverhalten der Jugendlichen, welches wiederum von gesellschaftlichen Wandlungen influenziert wird. Einem Artikel von ernaehrungs-umschau.de zufolge bereitet sich fast jeder zweite Jugendliche oft einen Snack zu, wenn sie zu Hause Hunger bekommen. Eine Alternative zum Snack sind in einigen Fällen selbst gekaufte Chips oder Riegel. Hin und wieder wird auch eine Portion Nudeln in Rahmsoße oder ein ähnliches Gericht zubereitet – mehr als fünf Minuten dauert es schließlich nicht.
Die Not, sich selbst einen schnellen Snack zuzubereiten, entsteht daraus, dass den Jugendlichen zwei Dinge fehlen:
- vorbereitetes Essen durch die Eltern
- Wissen, um Essen zu kochen
Jugendliche kochen selten, weil ihre elterlichen Vorbilder meist nur am Wochenende zubereiten. Dieses Verhalten geben sie an ihre Kinder weiter.
Wie isst Deutschland in der Zukunft?
Es ist immer schwierig, Zukunftsprognosen zu machen. Dennoch befassen sich verschiedene Studien mit der Esskultur der Zukunft. Einige gehen davon aus, dass Kochen ein Gemeinschaftsevent werden könnte. Dies ist mit der Entwicklung der Metropolen zu begründen, die in einem rasanten Tempo wachsen. Gleichzeitig gibt es immer mehr Einpersonenhaushalte. Viele Haushalte könnten auf Küchen komplett verzichten. Stattdessen versammeln sich Nachbarn, um gemeinsam zu kochen und essen.
Veränderungen könnte es auch beim Einkaufen von Lebensmitteln geben. Bereits heute sind Händler verfügbar, die Lebensmittel nach Hause liefern. Eine Neuerung könnten sogenannte Food-Communitys sein. Sie sind ein Verbund verschiedener Verbraucher, die gemeinsam Lebensmittel zu günstigeren Preisen erwerben.
Von vergangenen Reichen lernen
Was könnte Deutschland von den alten Römern lernen? Angesichts der wachsenden Metropolen wäre es wichtig, wie man so viele Menschen versorgt, ohne dass Lebensmittelknappheit entsteht.
Mit diesem Problem musste sich vor über 2.000 Jahren Augustus befassen, der von 63 vor bis 14 nach Christus das Römische Reich regierte. Ein Reich, welches aus 50 Millionen Menschen bestand, konnte sich keine Unzufriedenheit und Aufstände leisten. Deshalb war für die römischen Kaiser der Import von Öl, Weizen, Wein und anderen Lebensmitteln eine Priorität.
Die Versorgung der Hauptstadt, in der eine Million Menschen leben, war eine organisatorische Meisterleistung. Ägypten diente als Kornspeicher. Schiffe brachten Weizen tonnenweise von Alexandria nach Rom.
Natürlich kann Deutschland heute nicht Länder erobern und ausbeuten. Das Beispiel der alten Römer soll viel mehr verdeutlichen, dass Lebensmittel in Zukunft besser verteilt werden müssen. Lange Transportwege schaden der Umwelt. Stattdessen müssen Menschen lernen, lokale Produkte zu kaufen und somit die Bauern ihrer Umgebung zu unterstützen.
Streetfood statt Imbissfraß
Currywurst, Pommes, Buletten, Schnitzel in Rahmsoße – diese Gerichte sind in so mancher deutschen Innenstadt erhältlich. Die zeitlich unter Druck stehende Gesellschaft erfreut sich an den Speisen, auch wenn sie nicht alle gesund sind.
Glücklicherweise gibt es inzwischen einen neuen Trend, Streetfood genannt. Was in Asien seit Jahren an der Tagesordnung steht, scheint langsam aber sich seinen Weg nach Europa zu finden. Auf der Speisekarte der modernen Imbisswagen findet man Nachhaltigkeit und Slowfood. Die regionale Herkunft und gesunde Zubereitung ist wichtiger als eine preiswerte Sättigung des Hungergefühls.
Straßenköche bedienen sich an regionalem Gemüse und Bioprodukten. Noch sind die Foodtrucks hauptsächlich auf Festivals vorzufinden. Hobbygourmets treffen sich regelmäßig in deutschen Großstädten.
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