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Betrug bei Immoscout, Immowelt und Co.: Vorsicht bei Ihrer Wohnungssuche

Immobilienportale wie Immowelt und Immoscout haben Hochkonjunktur. ImmobilienScout24 ist mit rund 125 Millionen Besuchern jährlich die beliebteste Website in diesem Bereich. Doch wer auf der Suche nach einer Wohnung solche Immobilienportale nutzt, sollte auch eine gewisse Vorsicht walten lassen.

Falsche Lockangebote

Bei der Suche nach einer günstigen Wohnung stoßen Interessenten bei den Immobilienportalen wie Immowelt und Immoscout immer wieder auf Lockangebote. Die Anzeigen sind alle ähnlich formuliert und bieten Luxus-Wohnungen zu Schnäppchenpreisen an.
„München, 150 Quadratmeter, gehobene Ausstattung, unverbaubarer Blick, frisch renoviert, 900,- Euro Monatsmiete“ könnte beispielsweise der Anzeigentext sowohl bei Immowelt als auch bei Immoscout lauten. Normalerweise würde die ortsübliche Miete für eine Wohnung in dieser Größe bei etwa 2.000 Euro liegen. Auf Nachfrage heißt es dann, man sei im Ausland und wolle die Wohnung möglichst schnell vermieten. Die Email hat einen ausländischen Absender – bei dem Grund für den Auslandsaufenthalt ist man kreativ. Mal wird mitgeteilt, ein Schicksalsschlag in der Familie sei der Auslöser für eine überstürzte Abreise, mal eine kurzfristige berufliche Veränderung.

Damit der Wohnungssuchende im Vorwege möglichst wenig Fragen stellt und unter Stress gesetzt wird, muss alles immer „möglichst schnell gehen“. Da der Wohnungsbesitzer im Ausland ist, ist eine Besichtigung zusammen mit ihm natürlich nicht möglich. Doch man könne dem potenziellen Mieter einen Schlüssel schicken. Der Scheinvermieter bietet dabei an, den Schlüssel mit der Deutschen Post oder einem anderen Versandservice zu schicken. Damit auch der Vermieter eine gewisse Sicherheit habe, müsse lediglich eine Kaution bei der Post oder einem anderen Anbieter hinterlegt werden.

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Der Postbote würde das Geld in einem Treuhandservice verwahren. Gefällt dem Wohnungssuchenden die Wohnung nicht, könne er den Schlüssel wieder zurücksenden und würde die hinterlegte Summe direkt wieder ausbezahlt bekommen. Was nach einer akzeptablen Lösung klingt, ist natürlich Betrug. Weder die Deutsche Post noch Wester Union oder andere Anbieter zahlen in solchen Fällen Geld wieder aus. Der erwähnte Treuhandservice existiert schlichtweg nicht. Zahlt der Wohnungssuchende die angebliche Mietkaution, wird das Geld sofort an den meist im Ausland sitzenden Kriminellen überwiesen. Auch eine Strafanzeige ist dann im Grunde aussichtslos, da sich in der Regel keine reale Person ermitteln lässt.

Bei einer weiteren Variante erklärt sich der Scheinvermieter bereit, zwecks Besichtigung die Reise nach Deutschland zu machen, bittet aber um eine kleine Kaution, damit er sich die Reisekosten nicht umsonst aufbürdet. Die „kleine Sicherheit“ in Höhe von meist mehreren hundert Euro könne dann bei Mietabschluss verrechnet werden. Diese Form des Lockangebotes soll besonders seriös wirken. Die angegebene Wohnungsadresse existiert übrigens in der Regel gar nicht oder wird längst anderweitig bewohnt. Meistens suchen sich die Scheinvermieter willkürlich eine Adresse im Internet heraus und nehmen Fotos anderer Luxus-Wohnungsangebote von Immowelt oder Immoscout, um ihre eigene Anzeige attraktiv zu gestalten.

Was tun bei vermeintlichen Schnäppchen-Angeboten?

Seien Sie immer misstrauisch, wenn ein Miet-Objekt zwar über eine gehobene Ausstattung verfügt, aber deutlich von den sonst üblichen Marktpreisen abweicht. Immoscout zeigt unten auf der Website Referenzpreise an, sodass man sich hier bereits im Vorwege orientieren kann. Vor einem Vertragsabschluss sollte eine Wohnung immer besichtigt werden. Kein seriöser Vermieter würde eine Vorauszahlung verlangen – gehen Sie also niemals auf ein solches Angebot ein.

Neueste Masche: Rabatte bei der Miete

Mit sogenannten Rabattstaffeln wird neuerdings versucht, potentielle Mieter zu betrügen. Dabei ist das Exposé der vermeintlichen Wohnung zwar fehlerfrei und unauffällig, doch auf Nachfrage bekommt man auch hier wieder eine Email aus dem Ausland. Bei dieser Variante ist die Scheidung der Grund dafür, warum man überstürzt Deutschland verlassen musste. Natürlich ist es es auch wieder eine dringende Angelegenheit. Die sofort bezugsfertige Wohnung wird zwar zu einem ortsüblichen Preis vermietet, aber wer per Vorkasse die Miete für drei Monate überweist, darf einen Monat lang gratis in der Wohnung wohnen. Bei der Zahlung einer gesamten Jahresmiete, sind es sogar drei Mieten, die eingespart werden können. Auch hier sollte man darauf bestehen, die Wohnung vorher sehen zu dürfen. Eine solche Rabattstaffelung ist in der Regel nicht üblich. Seriöse Vermieter verlangen für gewöhnlich außer der Kaution keine Vorauszahlungen.

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Pishing-Betrüger

Vorsicht ist auch dann geboten, wenn man seine Online-Zugangsdaten bei Immowelt oder Immoscout hinterlegt hat. Das ist beispielsweise oftmals der Fall, wenn man für die Wohnungssuche selbst eine Anzeige schaltet. Um an die Bankdaten ahnungsloser Portalkunden heranzukommen, wird eine Nachricht in einer echt aussehenden Email verschickt.
Unter dem Vorwand eines Angebotes wird dazu aufgefordert, sich mit den Zugangsdaten bei Immowelt oder Immoscout einzuloggen. Der in der Email enthaltene Link leitet allerdings nicht zu dem gewünschten Portal weiter, sondern auf eine gefälschte Seite – selbst dann, wenn der Link in der Email www.immowelt.de lautete. Nun haben die Kriminellen nicht nur die Möglichkeit, eventuell hinterlegte Bankdaten auszulesen, sondern können auch betrügerische Anzeigen nach Belieben erstellen.

Wie kann man sich davor schützen?

Portalbetreiber wie Immowelt und Immoscout verschicken niemals Emails mit einer Aufforderung, sich einzuloggen oder die Zugangsdaten preiszugeben. Auch die fehlende persönliche Anrede, Rechtschreib- und Grammatikfehler sowie eine vorgetäuschte Dringlichkeit sind häufig ein erstes Indiz. Dateianhänge sollten grundsätzlich nicht geöffnet werden. Loggen Sie sich stets nur über die Originalseite (Adresszeile im Browser eingeben) ein, damit Sie nicht Opfer eines Betrügers werden.

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Generell gilt: Haben Sie den Verdacht, dass es sich bei einem Angebot um eine betrügerische Masche handelt oder Pishing-Betrüger an Ihre Zugangsdaten wollen, wenden Sie sich an den jeweiligen Support von Immowelt oder Immoscout. Hier nimmt man solche Dinge sehr Ernst – tatsächlich verschwindet ein falsches Lockangebot meist schon innerhalb von 24 Stunden von der Website. Dennoch: Wenn Sie ein ungutes Gefühl haben, teilen Sie dies dem Betreiber des Immobilienportals mit, sodass hier gegebenenfalls auch noch eine Überprüfung stattfindet. Da die Betreiber von Immoscout und Immowelt mit Nachdruck gegen Betrüger vorgehen, sind die Fallzahlen allerdings erfreulicherweise trotz der zahlreichen Aufrufe der Website gering.

Artikelbild: © adpePhoto / Shutterstock